Juni 2004
Die religiöse Situation hat sich verändert. Mit dem immer noch dominierenden Trend fortschreitender Säkularisierung, dem „Funktionsverlust“ von Religion, der abnehmenden Bindungskraft der Kirchen und dem Bedeutungswandel säkularer Ersatzreligionen sind zahlreiche Orte neureligiöser Orientierung entstanden. Auch Menschen mit Hörschädigung und ihre Familien geraten zunehmend ins Blickfeld einer Vielzahl größerer und kleiner Gemeinschaften, Bewegungen, Gruppen, von den klassischen Sondergemeinschaften bis zu Neubewegungen des religiös aufgeladenen Psychomarktes. In diesem gegenwärtigen Synkretismus sind fundierte Informationen zur Klärung zentraler immer wieder zur Diskussion anstehender Grundfragen notwendig, aber auch Hinweise und Erläuterungen entsprechender Zusammenhänge von Gefährdungen hörgeschädigter Menschen.
Nicht zuletzt geht es auch um die Herausforderung der Hörgeschädigtenpastoral in ihren Aufgaben der fachlichen Beratung, Orientierungs- und Lebenshilfe wie auch der seelsorglich-geistlichen Begleitung.
Mit Frau Dr. Inge Richter vom Bezirkskrankenhaus Erlangen und Herrn Diakon Klaus-Dieter Pape, Gemeindereferent und ehemaliger Sektenbeauftragter im Bistum Rottenburg-Stuttgart, standen dieser aktuellen Fachtagung, die vom 18. bis 21. November im Bildungszentrum Untermarchtal stattfand, ausgewiesene Fachleute als Referenten und Gesprächspartner zur Verfügung. Diakon Günter Adam und Diakon Karl-Josef Arnold von der gastgebenden Diözese Rottenburg- Stuttgart führten durch das Programm und leiteten die Fachtagung, zu der nach geraumer Vakanz 12 Mitglieder des langjährigen Arbeitskreises ehemaliger Kursteilnehmer/- innen der Zusatzqualifikation in der Hörgeschädigtenpastoral wieder zusammenkamen.
Zum Themeneinstieg erläuterte Frau Dr. Richter, inwiefern gehörlose Menschen gerade in dieser Zeit zur Zielgruppe von Sekten werden, und inwiefern sie nach längerer Sektenzugehörigkeit nicht selten mit schweren Erkrankungen in Kliniken für psychisch Kranke kommen. Dabei gab sie Hinweise zur Situation des gehörlosen Menschen in der Gesellschaft und seiner besonderen Erfahrung im Umgang mit Religion. Hieraus ergaben sich Anregungen für Mitarbeiter/-innen in der Gehörlosenpastoral. Aufmerksames Handeln und auch das Überdenken pastoraler Konzeptionen in diesem Arbeitsfeld sind dabei besonders wichtig, um Menschen mit Gehörlosigkeit vor unüberlegten Entscheidungen zu bewahren.
Diakon Pape informierte über Zielsetzungen und Vorgehensweisen moderner religiöser Gruppierungen und verdeutlichte insbesondere die Gefahren, die für Menschen mit Hörschädigung erwachsen können.
Ein wichtiger Tagungsschwerpunkt war die Suche nach Möglichkeiten, wie Mitarbeiter/-innen in der Hörgeschädigtenpastoral in Zukunft vorgehen könnten, um möglichst viele Menschen mit Hörschädigung über das Vorgehen von Sekten zu informieren und sie über die Gefahren aufzuklären.
Der gemeinsame Austausch machte Mut, dieses Problem mit hörgeschädigten Menschen und ihren Familien in ihren Bezugsgemeinden offen zu thematisieren. Nur so, darin war man sich einig, kann man der Bedrohung wirklich entgegentreten.
Im Blick auf die nächste Fachtagung und im Kontext des anstehenden Weltjugendtages 2005 wird die Thematik aufgegriffen: „Wege der kirchlichen Jugendarbeit mit Hörgeschädigten – Welche Impulse für die Arbeit mit jungen Hörgeschädigten kann der WJT 2005 eröffnen?“ Zur nächsten Fachtagung, die am 5.–7.10.2004, in Reimlingen bei Nördlingen stattfinden wird, sind zusätzlich zu den bisherigen Tagungsteilnehmer/-innen auch weiter Interessierte und Engagierte in der Hörgeschädigtenpastoral ganz herzlich eingeladen.
Ansprechpartner: Diakon Adam und Diakon Arnold, Gehörlosenseelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Weidenfeldstr. 12, 73430 Aalen, T.: 0 73 61-590-75, BT 0 73 61-590-73, F: 07361-590-77 kathgehoerlosen seelsorge.aalen@drs.de
* Die Autorin ist Fachreferentin der Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz
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